Rauchen,
ZigarEtte ;im Wesentlichen aus fein geschnittenem Tabak bestehendes
Genussmittel zum Rauchen, das zum überwiegenden Teil maschinell hergestellt
wird; daneben können Z. auch aus Feinschnittabak und Zigarettenpapier bzw.
Hülsen angefertigt (>gedreht< bzw. >gestopft<) werden. Zur Herstellung von
Filterzigaretten wird zw. je zwei Z. ein doppelt langer Filterstab (v.)a. aus
Zelluloseacetat) eingefügt, mit dem Mundstückpapier umklebt und anschließend in
zwei Filterzigaretten zerteilt. Einatmen des Rauches glimmender Tabakblätter.
Die getrockneten Blätter der Pflanze werden in einer Pfeife oder Zigarre, meist
jedoch als Zigarette geraucht. In Deutschland werden nach Angaben von 1997 pro
Jahr und Person durchschnittlich 2 360 Zigaretten geraucht. Noch in den
vierziger Jahren unseres Jahrhunderts galt Rauchen als harmlos. Seit dieser
Zeit haben Laborversuche und klinische Forschungen jedoch eindeutig bewiesen,
dass Rauchen das Risiko außerordentlich erhöht, an verschiedenen Krankheiten zu
sterben, vor allem an Lungenkrebs. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzte
die Gesamtzahl der Lungenkrebstoten 1997 in Europa auf jährlich knapp eine
halbe Million.
Tabak, gehört zu den Nachtschattengewächse, die ihrer nikotinhaltigen Blätter
wegen angepflanzt werden. Diese Blätter werden in getrocknetem Zustand
geraucht, gekaut oder geschnupft. Die am häufigsten kultivierte Art wird einen
bis drei Meter hoch und bildet an einem kräftigen, aufrechten Stiel zehn bis
zwanzig breit elliptische, wechselständige Blätter. Die Blüten der Tabakpflanze
sind, wie die anderer Arten dieser Familie, röhrenförmig und rosa oder weiß
gefärbt.
Tabakrauchen
Zahlreiche medizinische Untersuchungen haben belegt, dass das Tabakrauchen die
Lungenkrebsrate (siehe Krebserkrankungen) sowie die Häufigkeit von Herz- und
Gefäßkrankheiten, Emphysemen und anderen Krankheiten erhöht. Deshalb wurden in
vielen Ländern intensive Kampagnen zur Beschränkung des Tabakhandels und des
Rauchens gestartet. In der westlichen Welt ist der Tabakverbrauch im Allgemeinen
zurückgegangen, wenn er auch in manchen Gruppen in bestimmten Ländern nach wie
vor zunimmt. In den sich noch entwickelnden Ländern steigt der Tabakverbrauch
um etwas über zwei Prozent jährlich. Die Gesundheitsminister der Europäischen
Union (EU) einigten sich 1997 auf eine Gesetzesrichtlinie, derzufolge die
meisten Formen der Tabakwerbung bis zum Jahr 2006 weitgehend verboten werden
sollen. Das Europaparlament in Straßburg stimmte diesem Verbot im Mai 1998 mit
großer Mehrheit zu.
Geschichte
Tabak ist auf dem amerikanischen Doppelkontinent heimisch; vermutlich waren die
Mayavölker die Ersten, die ihn nutzten. Sie brachten ihn den indianischen
Ureinwohnern Nordamerikas, die ihn für medizinisch wertvoll hielten und in
religiösen Zeremonien einsetzten. Das karibische Volk der Arawak rauchte den
Tabak, wie Christoph Kolumbus 1492 beobachtete, in einer "Tobago" genannten
Röhre. Diese gab dem Tabak seinen Namen.
In Nordamerika wurde Tabak in der Siedlung Jamestown (Virginia) schon seit 1615
genutzt. In Gärten, auf Feldern und sogar auf der Straße pflanzte man Tabak an;
er sollte bald die wichtigste Nutzpflanze und das Hauptzahlungsmittel in der
englischen Kolonie werden.
Diese als "White Burley" bezeichnete Tabaksorte wurde zu einem Hauptbestandteil
amerikanischer Tabakmischungen, besonders nach der Erfindung der
Zigarettenmaschine im Jahr 1881. Gegen Ende der achtziger Jahre des 20.
Jahrhunderts waren die Vereinigten Staaten nach China der zweitgrößte
Tabakproduzent der Welt; weitere wichtige Tabakanbauländer sind Indien,
Brasilien, Rußland und die Türkei.
Meistens wurde der Tabak in Pfeifen oder Zigarren geraucht oder als
Schnupftabak aufgenommen. Anfang des 20. Jahrhunderts war der Zigarettenkonsum
bereits auf über 1 000 Zigaretten pro Kopf jährlich angestiegen. Man nahm
allgemein an, Rauchen baue Spannungen ab und habe keine Nebenwirkungen. Im 2.
Weltkrieg billigten es Arzte, dass Soldaten Zigaretten geschickt wurden, die
auch in den Tagesrationen enthalten waren.
Doch schon bald stellten Epidemiologen fest, dass Lungenkrebs - vor dem 20.
Jahrhundert selten - ab ungefähr 1930 drastisch zunahm. Die American Cancer
Society und andere Organisationen leiteten Langzeituntersuchungen ein, um die
Sterblichkeitsrate von Rauchern und Nichtrauchern zu vergleichen. Alle diese
Untersuchungen ergaben, dass bei Rauchern eine erhöhte Sterblichkeit durch
Lungenkrebs und andere Krankheiten auftritt. Darüber hinaus wurde durch
Tierexperimente nachgewiesen, dass chemische Stoffe im Zigarettenrauch
krebserregend sind.
Dort hieß es, Zigarettenrauchen stelle ein Gesundheitsrisiko von so großer
Tragweite dar, dass angemessene Maßnahmen erforderlich seien. Die erste
Maßnahme war der Aufdruck von Warnungen auf Zigarettenpackungen, später folgte
das Verbot von Zigarettenwerbung im Radio und Fernsehen. Zudem wurden
Nichtraucherzonen an Arbeitsplätzen eingerichtet. Die Gesundheitsminister der
Europäischen Union (EU) einigten sich im Dezember 1997 nach langen
Verhandlungen auf eine Gesetzesrichtlinie, derzufolge die meisten Formen der
Tabakwerbung bis zum Jahr 2006 weitgehend verboten werden sollen. Ein
Nichtraucher-Schutzgesetz lehnte der Deutsche Bundestag im Februar 1998 mit
deutlicher Mehrheit ab.
Auswirkungen des Rauchens auf die Gesundheit
Medizinische Untersuchungen haben bewiesen, dass die Gesamtsterblichkeit bei
männlichen Rauchern mittleren Alters doppelt so hoch ist wie bei Nichtrauchern.
Die Sterberate ist höher bei Personen, die täglich in höherem Maße oder über
einen längeren Zeitraum Zigaretten rauchen. Nach Schätzungen der American
Cancer Society sind 30 Prozent aller Sterbefälle durch Krebs auf das
Zigarettenrauchen zurückzuführen.
Von den Krebsarten, die durch Rauchen verursacht werden, tritt Lungenkrebs am
häufigsten auf. Die American Cancer Society schätzte, dass 1988 rund 83 Prozent
der 139 000 Sterbefälle durch Lungenkrebs ursächlich mit dem Rauchen
zusammenhingen. Die Wahrscheinlichkeit, an Lungenkrebs zu erkranken, ist bei
einem Raucher siebenmal höher als bei einem Nichtraucher. Außerdem besteht bei
Rauchern ein fünffach höheres Risiko von Kehlkopf-, Mund- und Luftröhrenkrebs.
Und etwa ein Drittel aller Krebserkrankungen der Blase, Nieren und
Bauchspeicheldrüse werden auf das Rauchen zurückgeführt. Eine weitere
Krankheit, die offensichtlich durch das Rauchen gefördert wird, ist die Akne
inversa, eine schwere Entzündungskrankheit. Bei dieser Krankheit entstehen
Abszesse im Bereich von Schweißdrüsen, die auf Grund des Rauchens Nikotin
absondern. Das Nikotin bewirkt einen Entzündungsreiz, der zur Abszessbildung
führt.
Rauchen erhöht das Risiko um das Fünffache, an chronischer Bronchitis oder
einem Emphysem zu sterben, und es erhöht die Sterberate bei Herzerkrankungen
und Erkrankungen der Herzkranzgefäße um das Zweifache. Wie ein 1988
veröffentlichter Bericht ergab, der auf einer 26 Jahre dauernden Untersuchung
in einem Bostoner Vorort basierte, erhöht Rauchen das Risiko eines
Schlaganfalls um 50 Prozent - 40 Prozent bei Männern und 60 Prozent bei Frauen.
Andere Studien haben bewiesen, dass stark rauchende Schwangere häufiger Frühgeburten
erleiden oder Babys mit Untergewicht zur Welt bringen, wahrscheinlich aufgrund
mangelnder Blutzufuhr in die Plazenta. 1998 berichteten Wissenschaftler der
Amsterdamer Erasmus-Universität, geistige Fähigkeiten wie Lernvermögen,
Gedächtnis und Sprachfertigkeiten seien bei Rauchern im Alter häufig
beeinträchtigt. Möglicherweise komme es bei Rauchern relativ häufig zu einem
kleinen, unbemerkt gebliebenen Schlaganfall.
Nach einer 1997 veröffentlichten Studie britischer Forscher können etwa 15
Prozent der Krebsfälle bei Kindern dem Tabakkonsum des Vaters zugeordnet
werden. 1981 wurden drei Studien veröffentlicht, aus denen hervorgeht, dass bei
nichtrauchenden Ehefrauen rauchender Männer ein erhöhtes Risiko von Lungenkrebs
besteht. Wie 1996 anlässlich eines Symposiums über die Gefahren des Rauchens in
Münster mitgeteilt wurde, sind allein in den USA jährlich 3 700 Todesfälle
durch Lungenkrebs eine Folge des Passivrauchens. Dasselbe trifft zu auf 37 000
Herzinfarkte mit tödlichem Ausgang. Das Risiko eines Passivrauchers, der
regelmäßig Zigarettenrauch einatmet, an Lungenkrebs oder einem Herzinfarkt zu
erkranken, steigt um 20 bis 40 Prozent.1997 gestand ein amerikanischer
Tabakkonzern öffentlich ein, dass Rauchen abhängig macht und Krebs verursachen
kann.
Entwöhnung vom Rauchen
Wie Untersuchungen an ehemaligen Rauchern zeigen, sinkt deren Risiko, an
Krankheiten zu sterben, die mit dem Rauchen in Verbindung stehen, mit jedem
Jahr der Abstinenz. Mit vielen Programmen wird versucht, Rauchern bei der
Entwöhnung zu helfen. Dazu zählen Therapiegruppen ebenso wie
Aversionstechniken: Die Teilnehmer sollen dabei so viele Zigaretten in
schneller Folge rauchen, dass ihnen übel wird. Ein anderes Verfahren besteht
darin, Nikotinkaugummi als Ersatz anzubieten, um die Entzugserscheinungen bei
Rauchern mit starker körperlicher Nikotinabhängigkeit zu lindern. Offenbar sind
Raucher auf die Wirkung des Nikotins angewiesen - dies scheint einer Suchtdroge
vergleichbar zu sein, die Abhängigkeit erzeugt.