musikal
Die Geschichte des Musicals 1866 sollte die hundertköpfige französische
Ballett-Truppe mit ihrer Show "La Biche aux Bois" in New York auftreten, doch das Theater, das
für die Vorstellung vorgesehen war, ist abgebrannt. Zur gleichen Zeit spielte
man "The Black crook", das ein recht geschmackloses Theaterstück war. Die
Produzenten entschlossen sich zu einem Experiment. Obwohl von einem
inhaltlichen Zusammenhang nicht die Rede sein konnte, integrierte man die Show
der französischen Ballett- Truppe in "The Black crook", obwohl dort
ursprünglich weder Musik noch Tanzszenen vorgesehen waren. Das Publikum war von
dieser Vorstellung hingerissen. "The Black crook" wurde zum 1. Dauerbrenner des
Broadway. Wurde das Musical zufällig erfunden? Musical ist zweifellos eine
amerikanische Erfindung, doch seine Wurzeln sind europäischen Ursprungs.
Vielleicht ist das Musical die amerikanische Antwort auf die aus Europa
importierte Operette. Nun zu den Elementen aus denen das Musical besteht: Es
ist eine perfekte Harmonie von Text, Musik und Darstellung. Das Musical kann
ein Singspiel sein, aber auch Schauspiel mit Musik. Es besteht immer aus 2
Akten und einer Pause dazwischen. Meist hat das Musical eine Dauer von ca. 2
Stunden. Sehr wichtig bei einer Vorstellung ist die Verständlichkeit des
Stückes, akustisch wie optisch. Musical ist generell Unterhaltungsmusik, aber
auch Jazz. Musical beansprucht nicht ernst zu sein, es will unterhalten. Es
würde niemals jenen Stellenwert im Unterhaltungstheater einnehmen, wäre es nicht
ein ernstzunehmender Wirtschaftsfaktor. Als Heimat des Musicals gilt der
Broadway Der Broadway ist eine 25 Meilen lange Straße, die sich vom Südzipfel
bis hinauf in den Norden Manhattans zieht. Sie hat sich im Laufe der Jahre wohl
zum größten und berühmtesten Unterhaltungszentrum der Welt entwickelt.
Tatsächlich liegt das eigentliche Theaterzentrum auf der West
Side in den Seitenstraßen des Broadway. Anfänge des amerikanischen
Musiktheaters Das amerikanische Musiktheater ist einen langen, dornenvollen Weg
gegangen, auf dem es dies von der Oper, jenes von der Operette, hier etwas von
der Revue ( Revue ist eine Bühnendarbietung aus losen aneinandergereihten
Szenen mit Gesang, Tanz und Artistik) genommen hat. Aus diesen Zutaten entstand
etwas ganz Neues. Man nannte diese Mischung dann Musical. Das erste Musical war
ja wie bereits bekannt "The Black crook". Bei dieser Vorstellung brachte man
alles ein, was bühnentechnisch möglich war. Angefangen mit simuliertem Nebel
bis zu goldenen Kutschen, die auf die Bühne herabgelassen wurde. Der pompösen
Übertreibungen folgten ähnlicher Produktionen. Erwähnenswert ist nur "Humpty
Dumpty", eine Revue aus dem Jahre 1868. Eine wesentliche Anderungen zum
Vorläufer war, dass das Musical nicht mehr irgendwo spielte, sondern in New York. Der Erfinder
von Humpty Dumpty war der berühmte George L. Fox, den ganz Amerika kannte und
vergötterte. Sein Name hatte einen so guten Klang, dass er sich künstlerisch
alles leisten konnte, und das tat er auch. Um seine Show noch sensationeller zu
machen, baute er verschiedenste Einlagen ein, z.B. Rollschuhfahrer, Turnriegen
oder Jongleure. 1868 kam eine besondere Frau in die Theaterwelt hinein, Lydia
Thompson. Sie erschien mit einer gutgewachsenen Mädchentruppe, die vorsangen
und vortanzten. 1875 präsentierten die Kiralfybrüder die bühnenwirksame
Umsetzung des Romans "In 80 Tagen um die Welt". Die Kiralfys gehörtem zum
Ensemble von " The Black crook". Doch trotz aller Innovationen verfiel das
amerikanische Musiktheater nach der Humpty Dumpty Euphorie von heute auf morgen
in einen Dornröschenschlaf. Im Jahr 1878 allerdings lag wieder Wirbel in der
Luft. George M. Cohan wurde der 1. "Mr. Big" des Broadway. Der Durchbruch zum
Musical 1917 stürzte der Broadway in Jahre von Luxus, Verschwendungssucht und Unverantwortlichkeit.
Die Vergnügungen der früheren 20 Jahre lebten vom oberflächlichem Remmidemmi,
die Shows hießen beispielsweise "Skandals of 1919". Ein wichtiger Wendepunkt
wurde 1921 zunächst gar nicht als solcher erkannt: Das 1. Werk eines Komponisten
von Schwarzen an Schwarze wurde geschrieben. Es hieß "Shuffle along", eine vor
allem rhythmisch aufregende Sache. Die Songs hatten Tempo, die Tänzer wirbelten
zu bisher kaum gehörtem Jazz. Weiteres folgten berühmte Musicals wie "Lady be
good" und "No, no, Nanette". Dialog, Lied und Tanz ergänzten einander in
logischer Reihenfolge. Das war so neu, dass Zuschauer und Kritiker in einen
Begeisterungstaumel verfielen. Als "1. Gesamtkunstwerk" wurde das Stück "Show
Boat" gepriesen und es begann die Zeit des Musical. Jerome Kern und Oscar
Hammerstein der 2. hatten es aus der Taufe gehoben. Doch nach dem Ereignis
"Show Boat" folgte unverständliche Stille. Das Werk bewirkte einfach nicht das
beim Publikum, das man erwartet hatte. Wahrscheinlich war der gerade erfundene
Tonfilm daran schuld. Das Publikum rannte scharenweise in die Kinos. Filme
waren die ganz große Attraktion, die Theater verloren Unmengen von Zuschauern
an die neue, junge Kunst. Im Börsenkrach 1929 waren Bankenzusammenbrüche an der
Tagesordnung und zogen die Unternehmen der Unterhaltungsindustrie in den
Strudel hinein. Kaum eine Inszenierung überlebte einen längeren Zeitraum. Das
einst so reiche New York stand am Rand des wirtschaftlichen Bankrotts. 1931
ging es wieder etwas bergauf mit den Musicals. Sie waren nichts Aufregendes.
Auch die folgenden Jahre plätscherten dahin. Es waren harte Jahre, die der
Broadway in den 30er Jahren durchmachte. Sein Massenpublikum hatte er ja an das
Kino verloren, in denen Entertainment billiger angeboten wurde als in den
Theatern. Die Produzenten mussten sich etwas einfallen lassen. Doch sie waren
ratlos und wussten das die "neue Qualität" nicht einfach aus dem Armel zu
schütteln war. Die ehemaligen Topleute arbeiteten für die Filmproduktion,
verdienten dort ihr gutes Geld. Von einem qualifiziertem Nachwuchs war weit und
breit nichts zu sehen. Es begann die Zeit der kreativen Auseinandersetzung.
Doch Kurt Weill gab den Anstoß für das amerikanische Musical. Bei seiner
Ankunft in den USA wurde er sofort mit offenen Armen begrüßt. Er schrieb
Balladen, gefällige Schlager und volkstümliche Musik. Doch als Theatermann
interessierte er sich auch für die Bühne. 1936 erhielt er seine Chance. "Johnny
Johnson", ein Werk das gegen Krieg als Auseinandersetzung ablehnte, brachte
eine neue Thematik an den Broadway. Das Musical war kein Rieseerfolg, aber es
führte den Komponisten Weill mit Maxwell Anderson, einem großen US- Dramatiker
zusammen. Nun sollte ein Musical entstehen, dass auch die Leute anregte, die
politisch nicht interessiert waren. 1938 fand die Premiere von " Knickerbocker
Holiday" statt und wurde ein überwältigender Erfolg. Der Broadway hatte eine
Antwort auf den Druck aus Hollywood gefunden. Und zwar war es Qualität. Als der
2. Weltkrieg folgte ließ dieser Gott sei Dank keine Auswirkungen auf das
Theaterleben auf dem Broadway. Das Dilemma der 50er Jahre Anfangs der 50er
Jahre erlebte der Broadway einen Schock. Niemand hatte die aufkommende
Konkurrenz Fernsehen bislang sonderlich ernstgenommen. Doch die wachsende
Popularität des neuen Mediums zeigte sich schnell in sinkenden Zuschauerzahlen.
Wo waren die nachdrängenden Talente? Niemand hatte Zeit sich um die Zukunft zu
kümmern. Die Gegenwart war hart genug, denn die Produktionskosten stiegen. Als
sich alles ein bisschen legte, gab sich das Musical kultiviert. Die Autoren
achteten darauf, dass die Inhalte direkt oder indirekt etwas mit den USA zu tun
hatten. Unter den Stücken fanden sich ebenso passable Glücksgriffe, wie totale
Pleiten- der Broadway wie er leibt und lebt. Man griff immer wieder auf
Highlights der Vergangenheit zurück. Z.B. Porgy and Bess und Oklahoma!. Der
große und wirklich sensationeller Durchbruch gelang 1957 mit West Side Story.
West Side Story ist immer noch ein großes, erfolgreiches Musical. Die Musik stammt
von Leonard Bernstein, die Gesangstexte von Stephen Sondheim und das Buch von
Arthur Laurents. Von William Shakespeare wurde die Handlung von der Tragödie
Romeo und Julia (1599) in das New York der 50er Jahre übertragen. Die
Liebesgeschichte spielt sich dabei vor dem Hintergrund eines Bandenkriegs
rivalisierender Jugend-Gangs ab: der amerikanischen Jets und der
puertoricanischen Sharks. 26. September 1957 fand die Broadway-Premiere im
Winter Garden Theatre statt. Ausgezeichnet wurde das Stück mit zwei Tony
Awards. Am 25 Februar 1968 fand die deutschsprachige Erstaufführung in der
Volksoper in Wien statt. 1961 wurde das Stück (West Side Story) verfilmt und
erhielt zehn Oscars. Noch heute wird die West Side Story in Amerika und Europa
gespielt, z. B. in Deutschland in neun verschiedenen Städten. Wichtige
Musical-Komponisten Komponist Titel Songtext Buch Jahr Irving Berlin Annie get
your gun Irving Berlin H und D Fields 1946 Leonard Bernstein West side story S.
Sondheim A. Laurents 1957 Leonard Bernstein On the town (New York, New York) B.
Comden, A. Green B. Comden, A. Green 1944 Jerry Bock Anatevka (Fiddler on the
roof) S. Harnick J. Stein 1964 George Gershwin Girl crazy I. Gershwin G. Bolton
und J. McGowan 1930 George Gershwin Lady be good I. Gershwin G. Bolton und F.
Thompson 1924 George Gershwin Porgy und Bess D. B. Heyward, I. Gershwin D. B.
Heyward 1935 Marvin Hamlish A chorus line E. Kleban J. Kirkwood und N. Dante
1975 Jerry Herman La cage aux folles J. Herman H. Fierstein 1983 Jerry Herman
Hello, Dolly J. Herman M. Stewart 1964 Sylvester Levay Elisabeth M. Kunze M.
Kunze 1992 Frederick Loewe My fair Lady A. J. Lerner A. J. Lerner 1956 Galt
McDermont Hair J. Ragni und J. Rado J. Ragni und J. Rado 1967 Alan Menken Die
Schöne und das Biest H. Ashman und T. Rice L. Woolverton 1994 Alan Menken Der
Glöckner von Notre Dame A. Menken und S. Schwartz A. Menken und S. Schwartz
1999 Alan Menken The little shop of horrore H. Ashman H. Ashman 1982 Cole
Porter Kiss me Kate C. Porter S und B. Spewack 1948 Cole Porter Anything goes
C. Porter G. Bolton u.a. 1934 Cole Porter Can-Can C. Porter A. Burrows 1953
Richard Rodgers und Oscar Hammerstein The king and I O. Hammerstein O.
Hammerstein 1951 Richard Rodgers und Oscar Hammerstein The Sound of Music O.
Hammerstein H. Lindsay und R. Crouse 1959 Claude-Michel Schönberg Miss Saigon
A. Boublil A. Boublil 1980 Claude-Michel Schönberg Les misérables A. Boublin,
R. Maltby Jr. A. Boublil 1989 Stephen Sondheim A little night music S. Sondheim
H. Wheeler 1973 Karel Svoboda Dracula 1995 Andrew Lloyd Webber Cats T. S.
Eliot, T. Nunn, R. Stilgoe Nach Gedichten v. T. S. Eliot, Texte v. T. Nunn u.
R. Stilgoe 1981 Andrew Lloyd Webber Evita T. Rice T. Rice 1978