Johann Wolfgang von Goethe
Johann Wolfgang von Goethe, einer der besten und
erfolgreichsten deutschen Dichter, wurde am 28.8.1749 um ca. 12.20 Uhr in
andere Kinder schon in frühen Jahren starben.
Das Geld seiner Eltern ermöglichte ihm dann schließlich auch eine vielseitige und gute Erziehung in der Schule am Frankfurter Großen Hirschgraben. Da sein Vater angesehener Jurist war, wollte Goethe gerne in seine Fußstapfen treten und begann daher 1765 ein Jurastudium in Leipzig, das 1768 jäh endete, da seine Liebe zu Käthchen Schönkopf in die Brüche ging und er einen Nervenzusammenbruch erlitt, von dem er sich nur schwer erholte. Nach einem Genesungsjahr (1769) in Frankfurt legte er in den Jahren 1770 - 71 die Lizentiatenprüfung in Straßburg ab. Zu dieser Zeit entstanden auch seine ersten Werke, die schon zeigten, was für ein Potential in ihm steckte. So schrieb er nämlich schon in Leipzig Stücke wie:
· Die Laune des Verliebten (rokokohaftes Schäferspiel, das erstmals 1779 gedruckt wurde).
· Annette (hierbei handelt es sich um ein anakreontisches Liederbuch, in dem sich seine gescheiterte Liebe zu der schon vorher erwähnten Käthchen Schönkopf widerspiegelt).
· Oden und Briefe an seinen Freund E.W. Behrisch Später in Straßburg entdeckte er neue Horizonte und begeisterte sich, unter dem Einfluß von J.G. Herder für Homer, Pindar, Shakespeare, Ossian und die gotische Baukunst als auch für das Volkslied.
In diesem erkannte er "die ältesten Urkunden' dichterischer Gestaltungskraft. Die Begegnung mit Herder war für Goethe sehr erfolgreich. Er erhielt von diesem viele neue Anregungen. So gewann er durch ihn endlich den Abstand von allem rokokohaftem und wurde mit der antirationalistischen (gegen Vernunft im Mittelpunkt) sibyllinischen (geheimnisvoll, rätselhaft) Gedankenwelt Hamanns bekannt.
In dieser Zeit entstanden einige seiner bedeutendsten Werke:
· Die Urfassung des Faust:
Der "Faust' ist Goethes Lebenswerk, an dem er durch die Jahrzehnte immer wieder gearbeitet hat. Die Faustsage stammt aus dem Mittelalter. Sie berichtet von einem Manne, der seine Seele dem Teufel verschrieb, um dadurch zu außergewöhnlichen Genüssen und Kenntnissen zu gelangen. Er war Alchimist, konnte Tote erwecken und weissagen. Goethe erhielt die Anregung zu seiner Dichtung durch das spätmittelalterliche Volksbuch von Doktor Faust und durch ein Puppenspiel, das durch englische Komödianten nach Deutschland gekommen war. Durch Goethe entstand im Faust das Bild des rastlos nach Wahrheit und Glück suchenden Menschen , der durch alle Höhen und Tiefen des Lebens endlich "zu Gott' gelangt. Das Werk besteht aus zwei Teilen und einem Vorspiel.
· Die Urfassung des Götz von Berlichingen:
Götz von Berlichingen ist ein echtes Werk des Sturm und Drang, unter dem Einfluß Shakespeares geschaffen. Daher sind die Personen blutvolle Menschen, getrieben von Leidenschaft, Liebe und Haß. Es ist wohl das deutscheste Drama unserer Literatur. Götz ist der lautere Charakter, für den Treue, Recht und Gerechtigkeit noch erstrebenswerte Tugenden sind. Er ist hineingestellt in eine sittenlose Zeit, in der er zerbrechen muß. Im Kampf gegen die Doppelzüngigkeit und Untreue wird er selbst schuldig, denn er bricht seinen Eid. In diesem Stück wurde endgültig der Bruch mit dem klassizistischen Drama vollzogen, da es sehr viele Szenenwechsel gibt (59) und weder eine Einheit der Zeit noch des Ortes kennt.
· Die Lieder "Willkommen und Abschied', "Heideröslein' und "Mailied', die er Friederike Brion widmete.
Man kann dann auch sagen, daß er aufgrund dieser Werke zum führenden Dichter des Sturm und Drang aufstieg.
Nach erfolgreicher
Prüfung 1771 ging Goethe wieder zurück nach
· Die Gedichte : Wanderers Sturmlied
Prometheus
Mahomets Gesang
· Die zweite Fassung des "Götz von Berlichingen' (1773)
· Das Drama "Clavigo' (1774)
· Das Drama "Stella' (1776)
· Sein Briefroman
"die
Den er nach seiner
Praktikantenzeit im Jahr 1772 am Reichskammergericht in Wetzlar, wo er auch von
der Liebe zu
Ab 1774:
Eine reise in die
Schweiz, die er 1774 unternahm, zeigte sich förderlich für seine weitere
Entwicklung, genauso wie die neu errungenen Bekanntschaften mit F.G.
Kloppstock, J.K. Lavater oder auch dem Grafen Stollberg. Ein Jahr später,
nämlich 1775, berief Karl August, der Herzog von Sachsenweimar, Goethe in seine
Residenz nach
In dieser Zeit fand auch ein großer Wandel in Goethes Leben statt. Seine Liebe zu Charlotte von Stein und das jetzt völlig neue Ideal des tätigen Menschen wandelten Goethe zum klassischen Dichter, der "Klarheit der Form, Mäßigung der Leidenschaft und organische Selbstentfaltung' anstrebt. So entstanden auch seine ersten klassischen Werke:
· Grenzen der Menschheit
· An den Mond
· Wanderers Nachtlied, die alle drei Gedichte waren.
· Die Schauspiele "Iphigenie' und "Tasso'
Zwischen dem "Götz' des Stürmers und Drängers und der "Iphigenie' des Klassikers Goethe liegt eine Welt. Das zeigt sich sowohl im Aufbau als auch im Inhalt der Dramen. Der "Götz' ist locker und in Prosa geformt, die Szenen wechseln etwa 50mal, die Einheit der Handlung wird nur durch die Hauptperson gewährleistet. In der "Iphigenie' ist der dramatische Aufbau mustergültig. Die Sprache ist in fünffüßige Jamben gefaßt, die Handlung spielt an einem Ort, in wenigen Stunden. Inhalt des "Götz' sind Kampf, List und Untreue. Die Spannung wird durch äußeres Geschehen hervorgerufen. Auch die Tragik ist nicht tief, da Götz an den Widerwärtigkeiten der Umwelt zugrunde geht. Wirkliche Tragik entsteht aber erst, wenn auch die inneren Konflikte des Helden geschildert werden. Die "Iphigenie' hat die läuternde Wirkung einer großen, reinen Seele zum Thema. Iphigeniens Konflikt ist ein innerer; sie kämpft sich durch zu wahrer Seelengröße: "Reinen Herzens bleiben, das ist das Höchste, dessen der Mensch fähig ist.'
· Der Bildungsroman "Wilhelm Meisters Lehrjahre'
Sein Wandel zum klassischen
Dichter bewirkte aber auch, daß das bloße Naturerlebnis, welches vor allem im
"Werther' seinen Höhepunkt fand, zurückgedrängt wurde und an dessen Stelle
die naturwissenschaftliche Forschung trat. So entdeckt er z.B. 1784 den
Zwischenkieferknochen und nach und nach kam er auch mit seiner Methode der
morphologischen (die äußere Gestalt betreffend, der Form nach) Betrachtung
voran. Allerdings beengte dies und seine amtlichen Verpflichtungen und
Stellungen sein Dichterherz so, daß er 1786 regelrecht nach Italien floh.
· Egmont
"Egmont' zeigt eine neue Stufe in Goethes Schaffen. Die Handlung ist gegenüber dem "Götz' einheitlicher, auch steht nicht mehr das bewegte äußere Geschehen im Vordergrund, sondern das innere, das seelische, der Charakter.
· Die Prosafassung der "Iphigenie' in Blankverse umgearbeitet und "Tasso' und die "Römischen Elegien'
1789 nach
Aus der ersten Bekanntschaft entwickelte sich bald ein intensiver mündlicher und schriftlicher Gedankenaustausch, der beiden Teilen den "reinen Genuß und wahren Nutzen' brachte. Der Nutzen bestand darin, daß Goethe Schillers Drang zum Extremen und seine Tendenz zu philosophischen Spekulationen mäßigte und Schiller im Gegenzug Goethe von seinen naturwissenschaftlichen Studien wieder mehr zur dichterischen Produktion zog. Das erste gemeinsame Werk waren die "Horen', welches jedoch wenig Resonanz beim Publikum fand. In den folgenden "Xenien' ließen Schiller und Goethe ihrem Unmut über das Publikum freien Lauf. Nach diesem Xenienjahr (1796), in dem Goethe auch seinen Erziehungsroman "Wilhelm Meisters Lehrjahre' den letzten Schliff gab, folgte ein Baladenjahr, in dem die beiden ihre großen Balladen schufen, wie z.B. "Der Zauberlehrling', "Der Taucher' und "Die Kraniche des Ibykus'. Ein Jahr später erschien "Hermann und Dorothea', eines der schönsten Epen in deutscher Sprache. Den Stoff fand der Dichter in einem Erlebnis von protestantischen Salzburger Auswanderern, die ihres Glaubens wegen aus Österreich vertrieben waren und bis nach Ostpreußen wanderten. 1803 erschien das Werk "Die natürliche Tochter', welches eigentlich der erste Teil einer tragischen Trilogie sein sollte, womit er auf die Französische Revolution, mit der er nicht ganz einverstanden war, antworten wollte. Ebenso versuchte er sich mit der Zeitschrift "Prophyläen' an der bildenden Kunst. Sein Hauptaugenmerk lag aber zu diese Zeit, trotz der vielen anderen Beschäftigungen, auf der Verfassung des "Faust', der 1806 vollendet wurde. Goethes und Schillers Dichtungen und Abhandlungen der zeit zeigen eine Tendenz zum Belehrenden, ja fast zum Lehrhaften.
Um noch enger zusammen arbeiten zu können, siedelte Schiller 1799 nach Weimar über. Seine unmittelbare Teilnahme gab Goethes Tätigkeit für das Weimarer Theater neue Impulse. So konnten sie die gemeinsam entwickelten klassizistischen Stilisierungsprinzipien auf der Bühne erproben und gaben Weimar damit ein immer größeres Ansehen als Zentrum der deutschen Kultur. So gab es z.B. Aufführungen von "Maria Stuart' (1800), der "Braut von Messina' (1803) und des "Wilhelm Tell' (1804). Ihr gemeinsam ausgearbeitetes Programm der "Weimarer Kunstfreunde' stieß auf den Widerstand der jüngeren Generationen. Sie waren der Meinung daß die Motive aus der Antike, die Goethe und Schiller fast ausschließlich benutzten, vergangen seien und nicht wieder zurückgeholt werden sollten. 1805 endete die Beziehung zwischen Schiller und Goethe. Beide waren schon seit Januar krank und ein Gedankenaustausch war nicht mehr möglich. Mitte des Jahres 1805 starb Schiller. Goethe verlor in ihm, wie er sagte, die Hälfte seines Daseins. Der Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe gehört zu den großen Zeugnissen deutschen Geistes.
Trotz seines doch schon recht fortgeschrittenen Alters verliebte sich Goethe noch einige Male. So führte z.B. seine Liebe zu Minchen Herzlieb dazu, daß er sie mit der Rolle der Ottilie in seinem Werk "Die Wahlverwandschaften' (1809) bedachte. Da diese Beziehung sehr von Resignation überschattet war, schlug sich dieses auch im Roman nieder. Das starre Festhalten an Moralgrundsätzen im Roman, das in der Forderung nach Unauflöslichkeit der Ehe, aber auch in verzehrender Entsagung seinen Höhepunkt erreichte, erweckte bereits bei seinem Erscheinen eine leidenschaftliche Diskussion.
Eine weitere Beziehung zu Marianne von Willemer und auch zu Ulrike von Levetzow führte dazu, daß er eben diese Liebschaften in den Werken "Westöstlicher Diwan' und den "Marienbader Elegien' zu verarbeiten versuchte. In späteren Jahren schrieb er auch immer noch große Werke. So entstand z.B. ein Jahr vor seinem Tod "der zweite Teil des Faust', ein Universaldrama. Ebenso entstanden jetzt zum Ende seines Lebens hin noch Werke, die er aufgrund eigener Lebensrückschauen und Erfahrungen verfaßte, wie z.B. "Dichtung und Wahrheit'. Dieses Werk war seine Autobiographie. Da in dieser Zeit, in der Goethe an diesem Werk arbeitete (1811 - 1814), seine Mutter längst gestorben war, konnte er nicht auf ihre Erinnerungen zurückgreifen und mußte so sorgfältig seine eigenen Erinnerungen aufschreiben.
Ein weiteres Werk war die "Italienische Reise' (1816 - 1817). Aber er befaßte sich auch zu dieser Zeit noch mit der Naturwissenschaft ("Zur Morphologie' / 1820) ebenso mit Kunst und Kunstgeschichte. Seine letzte große Beschäftigung war das 40-bändige Lexikon "Vollständige Ausgabe letzter Hand', das er 1831 beendete.
Am 22.3.1832 starb Goethe 82-jährig in seiner Wahlheimat Weimar. Zu dieser Zeit war die "Goethe-Zeit', nämlich die Klassik schon vorbei und das Hauptaugenmerk lag auf der industriellen Revolution, die jetzt in Gang kam. Aber Werk und Gestalt Goethes haben jede Generation aufs neue angesprochen und zur Auseinandersetzung aufgefordert. Goethes sprachgewaltige Erlebnislyrik, seine organische Naturanschauung und seine leidende, rastlos strebende und kämpfende Menschlichkeit überstanden politische wie konfessionelle Anfeindungen und selbst übertriebenen Kult.