Blutiger Kampf in Spanien
Wenn man über Bürgerkriege spricht, denkt man meistens an Länder in der Dritten Welt, z.B. Algerien oder Angola, doch auch in den angeblich zivilisierten Ländern der westlichen Industriestaaten sind blutige innerstaatliche Konflikte traurige Realität. Neben Irland herrscht auch in Spanien ein jahrzehntelanger Bürgerkrieg. Verantwortlich dafür ist die ETA, eine Untergrundorganisation die für die volle Autonomie für das Baskenland kämpft.
ETA (Abkürzung für baskisch Euzkadi Ta Azkatasuna: "Baskenland und Freiheit") ist eine 1959 gegründete baskische Untergrundorganisation, die sich zunächst vor allem gegen die systematische Unterdrückung der baskischen Minderheit durch die Regierung Franco richtete und im Grundsatz die Autonomie für das Baskenland bzw. einen von Spanien unabhängigen Baskenstaat fordert. Seit den siebziger Jahren ist die ETA für zahlreiche Sabotageakte, Entführungen und Attentate (u. a. 1973 auf Ministerpräsident Luis Carrero Blanco) verantwortlich. 1976 teilte sie sich in eine parteiähnliche Organisation (ETA politico-militar), die weitgehend auf die Anwendung von Gewalt verzichten wollte, und eine Guerillabewegung (ETA militar), die die terroristischen Aktivitäten gegen den spanischen Staat fortsetzte, obgleich das Baskenland unterdessen mehr Autonomie genießt als je zuvor. Baskisch und nicht Spanisch ist die offizielle Landessprache. Die baskische Regierung bestimmt über Erziehung, Kultur, Wirtschaft und andere Bereiche des gesellschaftlichen und politischen Lebens. Von den von dieser Regierung festgesetzten Steuern wird nur ein Teil an die Zentralregierung in Madrid abgeführt.
Die ETA führt trotzdem ihren blutigen Kampf um vollständige Autonomie fort. Angesicht des Grades der erreichten Autonomie stieß sie auch in der baskischen Bevölkerung auf immer stärkere Ablehnung, die sich in zahlreichen Massenkundgebungen gegen die Politk der ETA äußerte.
Den terroristischen Aktionen der ETA, die sich zunehmend auch gegen unbeteiligte Personen und zivile Ziele richten, fielen bereits etwa 800 Menschen zum Opfer. Im Juli 1997 löste sie eine beispiellose Welle der Empörung und des Protestes aus, als sie einen baskischen Kommunalpolitiker entführte und nach zweitägiger Geiselhaft ermordete, nachdem die spanische Regierung ihrem Ultimatum nach Zusammenlegung der etwa 500 inhaftierten ETA-Mitglieder nicht nachgekommen war. In ganz Spanien demonstrierten Millionen Menschen gegen den ETA-Terror und gegen die baskische Parteienkoalition Herri Batasuna (HB, Volksunion), den politischen Arm der ETA; vereinzelt verurteilten auch Sympathisanten der ETA und der HB den Terror. Im Oktober 1997 konnte ein Bombenanschlag der ETA auf das neu eröffnete Guggenheim-Museum in Bilbao und somit ein Blutbad unter den Besuchern gerade noch verhindert werden. Ebenfalls im Oktober 1997 begann ein Prozess gegen die gesamte Führungsspitze der HB, die der Unterstützung der ETA beschuldigt wird.
Basken, die alteingesessene Bevölkerung des Baskenlandes, westlich der Pyrenäen und östlich des kantabrischen Berglandes am Golf von Biscaya. Die Ursprünge der Basken, die sich selbst als Euskaldun bezeichnen, sind seit geraumer Zeit Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Ihre alte Sprache, ihre Sitten und Gebräuche unterscheiden sie von denjenigen aller anderen europäischen Völker. Immer wieder haben Wissenschaftler versucht, die baskische Sprache mit verschiedenen nicht indoeuropäischen Sprachen in Zusammenhang zu bringen; von der Mehrheit der Linguisten wird dies jedoch abgelehnt. Heute gibt es etwa zwei Millionen Basken. Davon leben etwa 900 000 in Spanien und 100 000 bis 200 000 in Frankreich. Die Zahl der Basken in Südamerika wird auf 250 000 geschätzt.
Besonderheiten
Die traditionellen baskischen Gesetze (fors in Frankreich und fueros in Spanien) legten besonderen Wert auf persönliche Freiheitsrechte und regelten sämtliche Bereiche des menschlichen Zusammenlebens. Gesetzgebendes Organ waren demokratisch gewählte Versammlungen (juntas), in denen - selbst wenn Adelige anwesend waren - auch ein Fischer den Vorsitz führen konnte.
Das Erstgeburtsrecht sorgte für den Fortbestand der alten Familienstrukturen.
Die Basken sind gläubige Katholiken, traten jedoch stets für die Unabhängigkeit von der französischen und spanischen Kirche ein. Zu den wichtigsten religiösen Gestalten baskischer Herkunft gehören Ignatius von Loyola, der Gründer des Jesuitenordens, sowie der jesuitische Missionar Franz Xaver. Zu den farbenprächtigsten, noch aus dem Mittelalter stammenden religiösen Gebräuchen zählen die Kreuz- und Fronleichnamsprozession. Sie sind insbesondere wegen der aufgeführten Volkstänze interessant.
Geschichte
In schriftlichen Aufzeichnungen werden die Basken im 1. Jahrhundert v. Chr erstmals erwähnt: Sie leisteten den von Spanien kommenden römischen Eroberern erfolgreich Widerstand und bewahrten sich darüber hinaus während der gesamten römischen Herrschaft ihre Unabhängigkeit. Im Laufe des 3. und 5. Jahrhunderts nahmen sie den christlichen Glauben an; im 6. Jahrhundert kämpften sie erfolgreich gegen die Westgoten. Gegen Ende des 6. Jahrhunderts wanderten baskische Gruppen aus Spanien über die Pyrenäen nach Aquitanien ein, das daraufhin in Gascogne umbenannt wurde. Diejenigen, die in Spanien geblieben waren, trotzten den Mauren, die zwischen dem 8. und 11. Jahrhundert den größten Teil der Iberischen Halbinsel besetzt hielten. Auch im Mittelalter konnten sich die spanischen Basken ihre Autonomie weitgehend bewahren. Die Vizcaya, eine der spanischen Baskenprovinzen, war von 1093 bis 1350 unabhängig, wurde jedoch 1370 Teil des Königreiches Kastilien. Als Ende des 15. Jahrhundert das spanische Königreich gegründet wurde, konnten die baskischen Provinzen ihre Unabhängigkeit zum Teil erhalten. Erst 1876 wurden sie Spanien einverleibt. Während des Spanischen Bürgerkrieges (1936-1939) wurde von der republikanischen Regierung ein autonomer Baskenstaat geschaffen, der nach dem Sieg der Nationalisten unter Franco jedoch aufgelöst wurde. Im Laufe der nächsten drei Jahrzehnte wurden immer wieder Rufe nach Wiedereinführung der baskischen Autonomie laut. In den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts erlebten separatistische Bewegungen enormen Zulauf, und es kam zu zahlreichen gewalttätigen Zwischenfällen. Zwischen 1979 und 1983 gewährte die spanische Regierung dem Baskenland beschränkte Autonomie. Seitdem haben sich die Beziehungen zwischen den Basken und der Zentralregierung verbessert.
Madrid - Die baskische Untergrundorganisation ETA hat vor kurzem ihren fünfmonatigen einseitigen Waffenstillstand erneuert. Da es für den Aufbau eines Baskenstaates positive Entwicklungen gäbe, habe die ETA beschlossen, am Waffenstillstand festzuhalten, hieß es in einer Erklärung. Es sei ein Klima der Hoffnung entstanden. In dem Schreiben machte die
Organisation jedoch deutlich, daß sie auch weiter ihre Waffen nicht abgeben wolle.
Die ETA hatte ihren Gewaltverzicht im September ausgesprochen. Seitdem hat es keine tödlichen Zwischenfälle mehr gegeben, kleinere Anschläge gehen offenbar auf das Konto radikalisierter Jugendlicher. Ein spanischer Fernsehsender hatte unter Berufung auf ETA-Kreise berichtet, die Gruppe werde im Mai einen endgültigen Waffenstillstand erklären. Die ETA kämpft seit 30 Jahren für ein unabhängiges Baskenland im Norden Spaniens. Dabei sind mehr als 800 Menschen getötet worden.