Christoph Kolumbus
EINLEITUNG
Kolumbus, Christoph (italienisch Cristoforo Colombo, spanisch Cristóbal Colón,
1451-1506), italienischer Seefahrer, der im Auftrag der spanischen Krone einen
kürzeren Seeweg nach Asien erkunden sollte. Dabei landete er irrtümlich in der
Karibik und "entdeckte" damit Mittelamerika für die westliche Welt.
Nordamerika war dagegen bereits mehrere Jahrhunderte zuvor
von Wikingern (siehe Erich der Rote) erstmals auf dem Seeweg erreicht worden.
Kolumbus wurde wahrscheinlich in Genua geboren. Obwohl
seine Herkunft grundsätzlich nicht eindeutig geklärt ist,
nimmt man an, dass sein Vater Weber war, und dass Christoph in jungen Jahren
ebenfalls diesen Beruf ausübte. Die Anfänge seiner Karriere als Seefahrer sind
unklar, aber der Stadtstaat von Genua hatte einen regen Hafen, und
möglicherweise fuhr Kolumbus bereits in seiner Jugend als kaufmännischer
Angestellter zur See. Zwischen 1470 und 1480 unternahm er seine erste
Handelsreise zur Insel
Kolumbus wurde stark von Theorien und Erkenntnissen aus der Antike inspiriert,
insbesondere denjenigen von Aristoteles, Seneca und Strabo. Seit den
Pythagoreern waren die Griechen der Ansicht, dass die Erde eine Kugelgestalt
besitzt. Im Mittelalter wurde diese Idee zwar mehr und mehr verdrängt, geriet
jedoch unter der gelehrten und wissenschaftlich gebildeten Elite nicht in
Vergessenheit. Zu Kolumbus Zeit wurde die Tatsache der Kugelgestalt der Erde
zumindest von der Bildungselite als einen Fakt angesehen. Kolumbus hatte die
Idee, Indien statt auf dem langen und gefährlichen Seeweg rund um Afrika auch
auf einer Route nach Westen über das Meer zu erreichen, welches Europa und
Asien verband. Von großem Einfluss waren dabei die Berechnungen des italienischen
Astronomen Toscanelli, wonach die Erde um ein Viertel kleiner war als bis dahin
angenommen und größtenteils aus Land bestand; dementsprechend sollte auch die
Entfernung zwischen Europa und Asien und damit der geplante neue Seeweg
deutlich kürzer sein, was entsprechende Handelsvorteile versprach. Nach
intensivem Kartenstudium legte Kolumbus einen Vorschlag für seine Route nach
Westen fest, unterbreitete diesen 1484 Johann II., König von Portugal, und
richtete an ihn ein Gesuch, die westliche Überquerung des Atlantiks zu
finanzieren. Sein Gesuch wurde jedoch von der königlichen
Schifffahrtskommission abgelehnt, teils aufgrund seiner Fehlberechnungen, teils
weil portugiesische Schiffe bereits auf dem Weg waren, einen Seeweg nach Asien
durch die Umsegelung Afrikas zu finden.
Kurz danach begab sich Kolumbus nach Spanien, wo seine Pläne von mehreren
einflussreichen Männern gefördert wurden. 1486 erreichte er eine Audienz bei
Isabella I., Königin von Kastilien. In dieser Zeit traf der inzwischen
verwitwete Kolumbus Beatriz Enriquez, die seine zweite Frau und Mutter seines
zweiten Sohnes mit Namen Ferdinand Kolumbus wurde. Ahnlich wie in Portugal
wurde auch in Spanien sein Plan von einer königlichen Kommission abgewiesen.
Kolumbus gab jedoch nicht auf, und im April 1492 wurde seine Hartnäckigkeit
belohnt: Ferdinand V., König von Kastilien, und Königin Isabella stimmten ein,
die geplante Expedition zu finanzieren. Der unterzeichnete Vertrag sah vor,
dass Kolumbus Vizekönig aller Gebiete werden sollte, die er entdeckte;
weiterhin umfasste das Abkommen die Erhebung in den erblichen Adelsstand eines
Großadmirals sowie die Zusicherung eines Zehntels aller wertvollen Metalle, die
auf dem neuen Territorium zu finden seien.
DIE ERSTE REISE
Die Expedition bestand aus dem Hauptschiff Santa María, das Kolumbus' Kommando
unterlag, und den beiden kleineren Karavellen Pinta und Niña, die von Martín
Alonzo Pinzón und dessen Bruder Vicente Yáñez Pinzón befehligt wurden. Die
Flotte segelte am 3. August 1492 von Palos de la Frontera (Spanien, bei Huelva)
aus los, mit einer Besatzung von vielleicht 90 Mann. Nach drei Tagen auf See
wurde der Hauptmast der Pinta beschädigt, was einen Reparaturaufenthalt auf den
Kanarischen Inseln nötig machte. Am 6. September lichteten die drei Schiffe
wieder die Anker und segelten genau nach Westen, später nach Südwesten.
Am Abend des 12. Oktober kam Land in Sicht, und früh am nächsten Morgen landete
die Expedition auf einer der Bahamas-Inseln, die von den dort lebenden
Indianern Guanahaní genannt wurde. Kolumbus erhob für die spanische Krone den
Besitzanspruch auf die Insel und taufte sie in San Salvador um (neuere
Forschungen legen nahe, dass es sich bei der Insel eher um Samana Cay
handelte). Weitere Landungen in den nächsten Wochen fanden auf Kuba, das
Kolumbus zu Ehren der spanischen Prinzessin Juana nannte, und in Haïti auf
Española (das spätere Hispaniola) statt. Nach Ansicht von Kolumbus lagen all
diese Inseln in den Gewässern vor der Küste Ostasiens.
Im Dezember erlitt die Santa María vor der Küste von Española Schiffbruch. La
Navidad, ein Fort, wurde als erster Stützpunkt notdürftig aus den Trümmern des
Schiffes erbaut und erhielt weniger als 40 Mann Besatzung. Die Niña, nun unter
dem Befehl von Kolumbus, sowie die Pinta begannen im Januar 1493 ihre
Heimreise. Nachdem Stürme die Schiffe zunächst zu den Azoren und dann nach
Lissabon abtrieben, legte Kolumbus im März wieder in Palos an. Er wurde vom
spanischen König begeistert empfangen, der ihm die vertraglich vereinbarten
Privilegien erneut zusicherte.
DIE ZWEITE REISE
Kolumbus traf sofort Vorbereitungen für eine zweite Expedition, die im
September 1493 mit 17 Schiffen und etwa 1 500 Mann Besatzung Spanien verließ.
Sie landeten auf den karibischen Inseln Dominica, Guadeloupe und Antigua. Am
27. November ankerten die Schiffe vor La Navidad in Española, und die Spanier
stellten fest, dass das Fort zerstört und die Männer getötet worden waren.
Kolumbus überließ die Ruinen sich selbst. Nahe dem heutigen Kap Isabella
(Dominikanische Republik) gründete er die Kolonie Isabella, die erste
Niederlassung von Europäern in der Neuen Welt. Im Frühjahr 1494 verließ er die
Kolonie, um die Küste von Kuba zu erkunden, das Kolumbus zum asiatischen
Festland rechnete. Weitere Erkundungsfahrten betrafen Jamaika und Puerto Rico.
Bei seiner Rückkehr nach Isabella am 29. September hatte sich ein tiefer Streit
unter den Kolonisten und der Mannschaft entfacht. Dieser war auf die Haltung
der Indianer zurückzuführen, die Kolumbus und seine Begleiter zunächst sehr
freundlich empfangen hatten, ihnen aufgrund der schlechten Behandlung durch die
Siedler nun jedoch feindlich gegenüberstanden. Kolumbus besiegte die Indianer
auf einem Feldzug im März 1495 und verschiffte eine große Zahl von ihnen nach
Spanien, um sie dort als Sklaven zu verkaufen. Königin Isabella lehnte dies
jedoch ab, und die Überlebenden wurden zurückgesandt. Im Oktober 1495 kam eine
königliche Untersuchungs- und Aufsichtskommission in Isabella an. Da diese
seiner Politik kritisch gegenüberstand, gründete Kolumbus eine neue Hauptstadt
mit Namen Santo Domingo, überließ seinem Bruder Bartholomäus das Kommando und
brach nach Spanien auf. Er erstattete Ferdinand und Isabella persönlich
Bericht, die daraufhin die Kommission entließen. Sie versprachen außerdem, eine
neue Flotte zu unterstützen. Da das ganze Unternehmen bisher jedoch nicht den
erhofften raschen Gewinn erzielte, dauerte es annähernd zwei Jahre, bis acht
Schiffe erneut in See stechen konnten.
DIE DRITTE UND VIERTE REISE
Kolumbus startete am 30. Mai 1498 zu seiner dritten Reise. Seine ersten
Stationen waren die "Insel mit den drei Spitzen", die er Trinidad (nach
Trinität: heilige Dreieinigkeit) nannte, sowie das heutige Venezuela. Nachdem
er die Küste entlanggekreuzt war, segelte er in den Golf von Paria (westlich
von Tobago) und führte in der Mündung des Orinoco eine Gruppe an Land. In sein
Logbuch notierte er, dass er eine den Europäern unbekannte "Neue Welt" gefunden
habe. Wieder auf See passierte er verschiedene weitere Inseln, darunter Margarita,
und landete schließlich in Santo Domingo auf Española.
Bei seiner Ankunft am 31. August fand er einen Teil der Kolonie in offenem
Aufstand gegen seinen Bruder. Er beschwichtigte die Rebellen, versuchte erneut,
die Indianer zum Christentum zu bekehren und verstärkte die Suche nach Gold.
Währenddessen konnten seine Feinde in Spanien das Königshaus davon überzeugen,
dass Española einen neuen Gouverneur brauchte. Im Mai 1499 setzte der König
Kolumbus ab und berief Francisco de Bobadilla in das Amt. Dieser kam am 23.
August 1500 in der Kolonie an, ließ sofort Kolumbus und und dessen Bruder
Bartholomäus in Ketten legen und nach Spanien zurückschicken. Kolumbus bestand
darauf, die Ketten zu tragen, bis die Königin selbst sie von ihm abnahm. Das
Königspaar begnadigte die beiden Männer und entlohnte sie, weigerte sich aber,
Kolumbus in sein altes Amt wieder einzusetzen. Dennoch wurde Bobadilla als
Gouverneur durch Nicolás de Ovando ersetzt.
Obwohl Kolumbus weiterhin die Unterstützung des Königs für eine vierte Reise
genoss, um eine Westpassage nach Asien zu suchen, wurden ihm nur vier
Karavellen zur Verfügung gestellt, die sich in schlechtem Zustand befanden, und
ihm außerdem verboten, Española anzulaufen. Seine letzte Expedition startete er
im Mai 1502 von Cádiz (Spanien) aus. Als sie nach nur 21 Tagen Überfahrt vor
Santo Domingo ankerten, verweigerte man den stark reparaturbedürftigen Schiffen
trotz eines herannahenden Wirbelsturmes die Einfahrt in den Hafen. Der Sturm
vernichtete eine Flotte, die auf dem Weg nach Spanien war und seine Gegner,
darunter Bobadilla, an Bord hatte. Nur ein Schiff mit dem Gold von Kolumbus kam
unversehrt im Heimathafen an.
Nach notdürftigen Reparaturen segelte Kolumbus durch die Gewässer vor Honduras
und kreuzte dann fast sechs Monate lang südlich entlang der Küste
Zentralamerikas auf der Suche nach der Westpassage. Im Januar 1503 landete er
in Panamá und gründete dort eine Siedlung, die jedoch nach einer Meuterei der
Mannschaft und aufgrund von Schwierigkeiten mit den Indianern wieder aufgegeben
werden musste. Die Expedition, auf zwei Karavellen zusammengeschrumpft, nahm
Kurs auf Española, doch die morschen Schiffe sanken in der Nähe von Jamaika am
23. Juni 1503. Kolumbus schickte nach Española um Hilfe aus und zwang die
Indianer, seine Männer mit Nahrung zu versehen. Die Befreiung kam jedoch erst
nach einer Verspätung von fast einem Jahr - vorsätzlich durch den Gouverneur
Ovando geplant. Die gestrandeten Männer stachen am 28. Juni 1504 mit Kurs auf
Santo Domingo in See, anschließend kehrten sie nach Spanien zurück. Am 7.
November erreichten sie Sanlúcar de Barrameda in Südwestspanien. Kolumbus fuhr
danach nie mehr zur See.
Die letzten Monate des Lebens von Kolumbus waren von Krankheit und dem
vergeblichen Versuch gekennzeichnet, von König Ferdinand eine Wiederherstellung
seiner Privilegien zu erreichen, dies obgleich Kolumbus zu dieser Zeit recht
wohlhabend war. Er starb am 20. Mai 1506 in Valladolid. Seine sterblichen
Überreste wurden in Sevilla beigesetzt, dann zunächst nach Santo Domingo,
später nach Habana (Cuba) überführt, bevor sie schließlich 1899 in Sevilla ihre
letzte Ruhestätte fanden. Einige Historiker gehen dagegen davon aus, dass die
zurückgeführten Gebeine nicht von Kolumbus stammen, sondern sich vielleicht
noch in Santo Domingo befinden. Obwohl Kolumbus eine entsprechende Anerkennung
zu Lebzeiten versagt blieb, wurde erst nach seinem Tode klar, dass er doch
einen neuen Kontinent entdeckt, dadurch die gesamte Weltanschauung nachhaltig
verändert und den Grundstein für die Geschichte der Neuzeit gelegt hatte.